The Irishs – Eoin

Kapitel eins:

Heute ist mein letzter Arbeitstag im Cian’s. Es ist sowohl ein freudiger als auch ein sehr trauriger Tag, denn auf der einen Seite kann ich es nicht erwarten, als Lehrerin in der Grundschule anzufangen, auf der anderen Seite ist es aber auch so, dass mir dieser Job viel Freude gemacht hat. Cian ist ein großartiger Chef und die ganze Atmosphäre ist so freundschaftlich und familiär, natürlich gerade auch wegen Cians großer Familie, dass ich mich hier in dem Jahr, in dem ich hier gearbeitet habe, wirklich heimisch gefühlt habe.

Dann ist es so weit. Ich zapfe mein allerletztes Bier, ziehe meine schwarze Schürze aus, hänge sie an den Nagel und betrachte den Pub, der genauso laut ist wie immer. Ich seufze leise, versuche, die Traurigkeit zu vertreiben, bevor ich in Cians Schuhschachtel gehe, die er als Büro bezeichnet.

Er blickt auf, als ich reinkomme. »Du gehst?«

Ich nicke. »Ich geh.«

Er steht auf, lächelt mich an. »Ich lass dich nur ungern gehen.«

»Ich geh auch nur ungern, aber ich denke, Amber wird alles gut machen.«

Er nickt. »Ja, sie passt gut rein, aber trotzdem …«

»Ich weiß.«

»Ich wünsch dir alles Gute, und ich hoffe, dass du dich ab und zu mal hier blicken lässt.«

»Das mach ich auf jeden Fall. Du wirst schon genervt davon sein, wie oft ich hier rumhänge.« Ich lächele, versuche, die aufsteigende Traurigkeit zu überspielen.

»Du wirst mich niemals nerven.« 

Er nimmt etwas von seinem Schreibtisch, hält es mir hin.

Das Etwas ist ein Umschlag, den ich neugierig öffne. Drinnen liegt ein Scheck über eintausend Dollar.

»Was ist das?«

»Dein Bonus.«

»Aber …« Ich schaue auf. Damit hatte ich nicht gerechnet.

Er zuckt mit den Schultern. »Ich finde, jeder, der gute Arbeit leistet, verdient ein bisschen monetäre Anerkennung.«

»Danke. Ich weiß das zu schätzen. Ich weiß alles zu schätzen, was du für mich getan hast.« 

Und jetzt sollte ich gehen, denn ich spüre, wie nah die Tränen schon sind.

Aber bevor ich gehen kann, zieht er mich in seine starken Arme, umarmt mich und flüstert: »Du wirst hier immer ein Zuhause haben.«

Ich nicke gegen seine Brust und hauche: »Danke.«

Er lässt mich los, und dann stehen wir ein bisschen unsicher voreinander, weil wir uns noch nie umarmt haben. Cian kratzt sich im Nacken und sagt: »Nächsten Freitag steigt Eoins Geburtstagsparty im Juicy’s. Wenn du magst, komm doch auch.«

»Das hört sich gut an. Mach ich.« Ich lächele ihn an, winke noch einmal, bevor ich rausgehe.

Da ich mir nicht vorstellen kann, durch den Schankraum zu gehen, um dieses Kapitel in meinem Leben zu beenden, gehe ich durch die Hintertür.

Als ich draußen stehe, atme ich tief ein, halte die Luft ein paar Sekunden, bevor ich wieder ausatme. Für jemanden, der schon so viele Veränderungen in seinem Leben erlebt hat, gehe ich echt schlecht mit ihnen um. Oder vielleicht nur deswegen, weil ich dieses Mal etwas so Schönes hinter mir lassen muss.

Aber es lohnt sich nicht, an der Vergangenheit zu hängen oder sich eine Zukunft zu erträumen. Nein, das einzig Wichtige ist das Hier und Jetzt. Und im Hier und Jetzt fange ich am Montag meinen neuen Job an, auf den ich mich freue.

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