The Irishs – Cian

Kapitel eins:

»Was soll das heißen? Du bist noch verheiratet?«, fragt Chris.

Chris ist mein Verlobter. Er hat mir vor genau siebenunddreißig Tagen einen Antrag gemacht, zudem ich Ja gesagt habe. Aus ganzem Herzen.

Okay, vielleicht geht das hier ein bisschen schnell. Das kann sein. Schließlich kennen wir uns gerade einmal achtzehn Monate und ich bin erst zweiundzwanzig. Da hat man eigentlich andere Dinge im Kopf, als sich zu verloben und zu heiraten. Aber wenn man es weiß, weiß man es. Dann ist es richtig. Und das Alter ändert einfach auch nichts daran.

Chris ist der Richtige. Das weiß ich einfach. Klar, meine Freunde und meine Familie raten mir zur Vorsicht, weil wir noch so jung sind, weil wir uns noch nicht so lange kennen, aber sie wissen eben nicht, wie ich mich fühle, wie er sich fühlt. Und vor allen Dingen wissen sie nicht, wie er mich fühlen lässt.

Ich weiß, ich weiß, jede meiner Freundinnen sagt mir: »Bist du eigentlich verrückt? Es liegt noch das ganze Leben vor dir und du willst dich mit zweiundzwanzig an einen Mann für den Rest deines Lebens binden? Es macht doch überhaupt gar keinen Sinn das zu tun, weil du noch gar nicht in der Lage gewesen bist, Erfahrungen zu sammeln. Dafür ist Anfang zwanzig doch da, um sich auszuprobieren, sodass man danach weiß, was man will.«

Ich kann diese Rede wirklich gut, denn ich habe sie von meinen Freundinnen genauso gehört. Ich weiß auch, dass meine Antworten eher lahm sind. Denn Gefühle sind etwas, das man nicht erklären kann. Wie soll man denn sagen, warum man in die eine Person verliebt ist, aber nicht in die andere? Das geht einfach nicht. Und ja, ich bin jung, aber deswegen bin ich nicht dumm. Zumindest glaube ich das nicht.

Ich schaue Chris an, der mich ein wenig entsetzt ansieht. Als hätte er mich noch nie vorher gesehen, als würde ihm jetzt erst so richtig klar werden, wer ich eigentlich bin. Und diese Person, die er sieht, ist nicht die Person, die er kennengelernt hat.

Ich zucke mit den Schultern. »Ich bin davon ausgegangen, dass die Annullierung durchgegangen ist.«

Und das stimmt auch. Es war ein Fehler. Ein riesengroßer Fehler, diesen Mann in Las Vegas zu heiraten, nach nur einer Nacht. Und noch dazu total betrunken. So betrunken, dass ich gar nichts von der Zeremonie weiß. Die einzigen Beweise waren ein billiger Ring an meinem Finger, ein Heiratszertifikat und ein Video auf seinem Handy, das die Zeremonie festgehalten hat.

Wenn man eine Dummheit begeht, muss man sie wieder geraderücken. Das haben wir gemacht. Wir haben die Annullierung beauftragt, und ich bin aus allen Wolken gefallen, als mir bei der Beantragung unserer Heiratslizenz gesagt wurde, dass ich noch verheiratet bin. Mit Cian Walsh.

Das war auch der Moment, in dem ich überhaupt erfahren habe, wie mein Ehemann mit Nachnamen heißt. Alkohol. Nie wieder. Nie wieder werde ich irgendeinen Tropfen trinken. Denn offensichtlich kann man mir nicht trauen, wenn ich betrunken bin. Ich heirate ja einfach wahllos irgendwelche Männer.

»Das ist inakzeptabel.« Chris sieht mich irritiert an. Würde ich auch, wenn die Rollen vertauscht wären.

»Ich werde mich sofort darum kümmern.«

»Da bitte ich drum.«

Tja, und deswegen bin ich jetzt hier. Mit dem Namen meines Ehemannes konnte ich ihn googeln und habe herausgefunden, dass er einen Pub in San Francisco besitzt. Daher bin ich von San Diego nach San Francisco gefahren. Jetzt stehe ich vor seinem Pub. Cian’s. Sehr originell. Aber gut zu wissen, dass ich nicht einen vollkommenen Versager geheiratet habe. Wenigstens das spricht für mich.

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